Ready for Take Off. Ten – Nine – Eight…

Kosmonaut_red

Dears. Noch steht. Alles. Senkrecht. Und mein Grundprinzip, das ich täglich umwerfe, ist: Sei breit. Äh, bereit. Zu tun, was getan werden muss.

Gestern Abend schon erste Anzeichen des Untergangs. Landstraße, Zoe an Board, kleiner Zoff, ob wir ihr geliebtes Big FM Radio hören oder meine Massive Attack Silberscheibe im Player. Ich habe dann diktatorisch entschieden. Massive Attack. Schließlich war ich der Fahrer und Lakai, der die Dame durch Schneetreiben und über Rutschiflutschi-Straßen zu ihrem Maestro kutschieren durfte. Um dann da eine Stunde lang zu sitzen in einem schönen Raum, zugegeben, und den Klängen zu lauschen, die schön sind, zugegeben. Dennoch, ich meine, also mal ehrlich, wirklich, das ist doch… Gut. Wir haben dann. Ich habe dann, diktatorisch entschieden auf der Rückfahrt, dass sie, meine Tochter, die Virtuosin, die Principessa ihren Willen bekommt. Radio. Da war die Stimmung an Bord gleich besser und so trudelten wir langsam durch Schneetreiben, das mich vollkommen unerwartet auf dem falschen Fuß erwischt hat. Wo kam das Zeugs jetzt her? Mr. Putin? Schnee statt Gas? Weltuntergangs-Romantik-Flocken. Süßer die Glocken, die Alarmglocken, nie klingen oder was jetzt? Wie jetzt?

Auf jeden Fall und auch in diesem Fall habe ich Zuhause erst einmal meinen internen Krisenstab einberufen, der sich ein wenig schizophren zwischen meinen Gehirnhälften eingenistet hat, um zu überlegen, wie ich mit dieser Maja-Kacke jetzt im Detail und konkret umgehe. Derweil ist Jim einen ersten kleinen Untergangstod gestorben, als ihm irgendein Witzbold einen Untergangslink geschickt hat, der sich als Zombie-Filmsequenz mit Schrei auf Maximallautstärke entpuppte. Uaaahhh! Er hatte Kopfhörer auf, erwartete etwas Ruhiges und dann plötzlich der Blick in einen weit aufgerissenen Zombieschlund und Maxsound über Kopfhörer. Der war wach. „Papa, boah, das war der Hammer.“ War ein wenig blass, der Junge. Wenn ich den erwische, der sowas rumschickt und lustig findet, der kann schon mal seine Knochen nummerieren. Ehrlich, ey. Flitzpiepe, Vollpfosten, Humorfalschfahrer.

Auf jeden Fall war das ein weiteres Zeichen, dass mit diesem Datum nun wirklich nicht zu spaßen ist. Es liegt was in der Luft. Also habe ich in meiner Kosmonauten-Ausstattung gepennt, um tatsächlich vorbereitet zu sein. Neben dem Bett meine Taucherbrille und ein Schnorchel, um auf meinem etwaigen Untergangsweg durch das All, ich habe mir vorgestellt, ich sei Laika und würde von Flugobjekten ferner Galaxiekulturen aufgenommen, vorbereitet zu sein. Habt ihr diesen langen, verschachtelten Satz verstanden? Schiller hat immer so geschrieben. Und noch viel länger. Ich hab mir früher immer die Kommas gemerkt, die im Satz Bedeutung für den Sinn haben. Am Ende des Satzes ausgelaugt angekommen hatte ich dann doch immer alles wieder vergessen. Deshalb habe ich aufgehört, Schiller zu lesen. Die hatten Zeit früher. In der Werbung darf ich maximal ein Komma setzen. Dann ist Schluss. Muss sitzen, passen, verstanden sein. Komm auf den Punkt, Mann. Nee, nich hier im Blog. Is mir nach Schiller-Style, dann Schiller-Style. Insbesondere an Tagen wie diesen:) Wie kam ich jetzt da drauf?

Egal ist 88. Ich möchte nur, dass ich sie treffe im Orbit. Die heilige Prinzessin des Glücks. Dass wir unsere Hände halten und in die Weite schweben, so wie in „Im Rausch der Tiefe“, als er am Ende hinabsinkt. Goodbye. Der Abgang muss stimmen, deshalb auch meine Fashionmütze, die ich zusammen mit der Prinzessin gekauft habe. In Tübingen. Weihnachtsmarkt. Ein kleiner Laden. Mützenprobe, Lachanfälle. Ja, ich sehe bescheuert aus. Aber, ich habe wegen dieser Mütze schon so vieeell gelacht, und meine Kinder erst, dass sich die Investition von 29,95 € schon jetzt voll amotisiert hat, wenn man in Glückseinheiten rechnet und nicht so bescheuert krawattenmäßig in weltzerstörenden Renditen rechnet, die allen Menschen die Luft abschneiden, weil alle immer die Preise anheben müssen, um noch mehr zu verdienen und die Zahl vorm Komma noch weiter hochschrauben, bis sie so hoch sind wie der Turm zu Babel, der so viel Bestand hatte wie eine Sandburg im Strom der Gezeiten. Schiller. Büchner. Friede den Hütten, Krieg den Palästen und zur Weihnachtszeit: Ho, Ho, Ho Chi Min. Wenn schon mit Fahne in den Untergang. Lasst mich vorreiten, lasst mich apokalyptischer Reiter sein mit Kosmonautenmütze und Regenbogenfahne in der Hand. Kommt. Los. Attacke. ATTAC…

P.S. Gebt mir als Mann mit der Mütze wilde Tiernamen – oder boy names:)

6 Antworten auf „Ready for Take Off. Ten – Nine – Eight…“

  1. Hallo Jens,

    also, die Mütze ist – zugegeben – etwas für Tübingen, für viel Schnee und kalt, kalt, kalt. Um in Tübingen durch die Stadt zu flanieren, um hier oder dort einzukehren. Ja, ja, ich kenne Tübingen. Aber für Reichshof, für’s Oberbergische? Das erinnert mich an die armen Polizisten, für die neue Mützen bestellt wurden – Strickmützen – wenn ich mich richtig an den Artikel erinnere, gleich 25.000 Stück. Und die waren besch….. Wer weiß, wo die auch bestellt wurden! So müssen die armen Polizisten zu ihren alten „Russen-Hauben“ zurückgreifen, die Deiner Mütze sehr ähnlich sehen, oder mit der normalen Kopfbedeckung frieren – bis es vielleicht mal irgendwann ordentliche Strickmützen für sie gibt.

    Übrigens, nix mit heiliger Prinzessin im All. Wir haben den 22. und die Welt ist nicht untergegangen.

    LG
    Annegret

    1. Hi Annegret,

      für viel Schnee und kalten Wind. Uahhhh! Ein wenif russisch ist meine Mütze schon, aber sie kommt aus Österreich.

      Wir haben es überlebt. Selbst den Weltuntergang. Damit bleibt sich 2012 treu – großes Theater und doch bleibt der Kopf über Wasser.

      Liebe Grüße

      Jens

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