In erster Linie mag ich es, meinen Vater zu zitieren. Rolf Schönlau, leider nicht mehr unter uns. Aber bis heute, und ich hoffe noch lange, ein Quell der Inspiration. Vielleicht, ich denke schon, der Urheber meiner kleinen Sprachobsession. Er hat, unter anderem, mit Sprache gespielt. Irgendwie, ich weiß auch nicht, kann ich mich dem bis heute nicht entziehn. Ein Erbe, eine Richtung, eine Determinante. Mein Papa. Man hat nur einen. Und meiner, Herr Schönlau, nun, er bleibt besonders.
Er sagte: Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Nun. Dieses Wochenende habe ich mein neues Wohnprojekt verlassen und bin nach Essen gereist. Raus. Aus Verträgen, Überweisungen, Renovierungen, Plänen, Gestaltungen und dem Allerlei des Wandels.
Es ist eine vertrackte Situation. Alles ist gut, könnte ich sagen, schreiben. Gudrun war da, Gudrun, mit der ich, unter anderem, im Studium die Italienische Reise nachgefahren bin. Ende der Achtziger. Sie war in der Nähe. Sie hat meinen Weg begleitet. Kennt Nosbach, Jim, Zoe. Und sie sagte: Jens, dein neues Haus ist so schön ruhig und warm.
Voila. Merci.
Ein schöner Abend. Die alten Zeiten, sie kennt mich, weiß.
Ab Freitag dann Essen. Viveka. Wir hatten einiges zu tun. Unter anderem Pizza backen. House Party. Vivekas Sohn, Gil. Patchwork bedeutet, flexibel bleiben. Einstellen auf andere Situationen. Vielleicht hält das jung.
Samstagabend Essener Lichter. Illuminationen in der City. Das Riesenrad, das neue Funke-Haus, die Gewässer im neuen Uni-Viertel, das Warenhaus, die Kreuzkirche. In Licht und Musik gehüllt.
Es ist schön, in einem reichen Land zu wohnen, das die Sinne umgarnt. Die Augen, die Ohren. Lichter, Klänge, Inszenierungen mitten in der Stadt. Einfach in die S-Bahn steigen, ein paar Meter gehen und sehen und staunen.
Beeindruckend.
Und was hat mich dann letzen Endes fasziniert? Der Blick in die Tiefgarage. Der Mann, der auf mich zukommt. Irgendwie beginnen mich Menschen zu reizen. Ich lichte sie heimlich ab. Tue so, als würde ich etwas anderes fotografieren und schauen, dass die Gesichter nicht zu erkenn sind. Privatsphäre. Es ist an der Grenze zum Voyeurismus. Aber, Menschen, was soll ich sagen, sie strahlen.
Deshalb: Das Foto oben. Es gäbe so viele andere. Inszenierte Lichter. Aber, ja, die Tiefgarage ist es geworden. Eigentlich hatte ich die Bilder der illuminierten Gebäude zeigen wollen. Aber dann war der Reiz stärker. Es kommt anders. Als man denkt.
Nun sitze ich in meinem Bett. Sichte, schreibe. Ein besonderer Tag. Heute haben Viveka und ich die Texte zusammengestellt. Januar 2017. Eine Lesung. Nimmt Form an. Noch gibt es Terminkollisionen, aber ich hoffe, das haut hin. Dann würde Herr Schönlau zurückkehren auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Ich habe große Lust. Und das Gefühl, etwas sagen zu wollen. Immerhin. Wie auch immer, es ist ein aufregendes Gefühl.
Hallo Jens,
ein sehr schöner Text. EIne bestimmt spannende Lebenssituation. Du wirkst auf mich gerade wie ein Wanderer ohne genaue Karte auf unbekanntem Terrain.
Du siehst die nächste Kreuzung, die Wege, die Möglichkeiten, die Facetten, das Ziel siehst Du jedoch nicht.
Ich bin kein großer Redner, das ist mehr Dein Talent, eine Lesung von Dir würde ich gerne einmal erleben.
Du machst das schon, es ist schön zu lesen dass nicht alle Menschen bereits abgestumpft sind und nur noch mit Scheuklappen durchs Leben laufen.
Du entdeckst gerade das urbane, ich mit dem Rad die Natur.
Halt die Augen auf und hör auf Dein Herz, Deine Seele, sie werden Dir verraten wie Du Dich an der nächsten Kreuzung entscheiden solltest.
Viele Grüße
Jens
Hi Jens,
Mensch, du hast ja eine philosophische Seite. Ansonsten: Läuft:)
Bis Montag beim Training
Jens