Ja sowas!
Wusste ich gar nicht, dass es den gibt. Habe ich heute in der Agentur erfahren, als gerade eine Kollegin am Telefon (wir sitzen im Großraumbüro) mit einer Kundin – nun, sagen wir mal – Männlichkeit im Arbeitskontext als suboptimal darstellte.
Klar, konnten wir zur Feier des Tages so nicht hinnehmen und haben in freundlich charmanter Kavaliersweise nachgefragt, um uns hinsichtlich des Aufgeschnappten rückzuversichern, was zu einem gewissen Maß der Relativierung geführt hat.
Männer. Frauen. Läster, läster. Eine never ending story, in die Tradition und Emanzipation reinspielt. Vergessen wir das einen Augenblick lang und wenden uns dem einen Geschlecht zu. Spezies Mann. Oh Mann, oh Mann.
Ziemlich coole Spezies, die mir schon sehr gut gefällt. Kerle. Handfest.
Mann sollte ausrufen an diesem Tag: Kerle aller Länder vereinigt euch – äh, ich meine, also, gut, wer es so sehen will und wem es Spaß macht, klar, auch. Ich meinte aber eher, haltet zusammen, übt den positiven Schulterschluss und lebt die wunderbare schöne Männlichkeit.
MÄNNLICHKEIT. Da kommen doch gleich diese verzwackten Bilder hoch, die sich als Blaupause im Gehirn festgesetzt haben. Brusthaare, schnelle Autos, Bodyposing, flotte Sprüche, Dominanzgehabe, Fußballhysterie, Machoallüren, Rumsauferei und andere Hobbys und Auswüchse.
Hey, hey, hey. Mal schnell das Kopfkino ausschalten und sagen: Landet mal! Nöö. Alle. Wikipedia meint zum Internationalen Männertag am 19. November (der auf den Weltmännertag am 3. November folgt – alles Mann im November): „Ziele des Internationalen Männertages sind es, den Fokus auf Männer- und Jungen-Gesundheit zu legen, das Verhältnis der Geschlechter zu verbessern, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern und männliche Vorbilder hervorzuheben. Es ist ein Anlass, um Benachteiligungen von Männern und Jungen aufzuzeigen und ihren Einsatz für die Gemeinde, Familie, Ehe und Kinderbetreuung zu würdigen.“
Da konzentrieren wir uns doch mal ganz schnell auf das zentrale Wort würdigen und vergessen mal allen Geschlechterkampf. Peace, Friede. Denn so ein Mann, das muss ich hier einfach mal sagen, der ist schon eine geniale Erfindung. Was der alles so kann. Mond und zurück und so. Im Ballon um die Erde, im Segelboot, auf dem Fahrrad, in der Raumstation. Höher, schneller, weiter.
Aber jetzt mal Spaß beiseite. Der wahre Mann, der zeigt sich meiner Meinung nach im gewöhnlichen Alltag. Das ist der Mann, der sich seines tradierten männlichen Stolzes entledigt hat und im Alltag tut, was getan werden muss. Von harter Arbeit bis zum sanften Kümmern, vom Holzhacken bis zum Windelwechseln, vom Auto reparieren bis zum Kochen und Spülen, vom Wände einreißen bis zum einfach mal Zuhören. Und auch all die Dinge, die dazwischen, man könnte meinen zwischen Himmel und Hölle liegen.
Das ist natürlich eine ganz schöne Bandbreite, die sich nicht immer durchsetzen lässt, weil einem nicht alles gegeben ist – zumindest nicht im gleichen Maße. Und da fängt Mannsein denn auch an. Das zu sein, was man ist. Fernab der Klischees und Erwartungen. Sich nicht verbiegen in die eine oder andere Richtung, nicht dem Mannsein, das allgemein kolportiert wird, hinterherlaufen. Da ist vermeintliches Starksein manchmal einfach nur Unterordnung und das Behindern der eigenen Potenziale.
Was Männer alles könnten, wenn sie nicht MANN im Kopf wären, sondern Mann im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Wozu sich Kraft und Tatkraft, Erfindungsgeist und Tüftlertalent nicht alles einsetzen ließen. Er könnte die Welt retten, der Mann, genau so, wie er sie. Ihr wisst schon.
Er ist ein ewiges Thema, eine unendliche ambivalente Geschichte mit allen Facetten. Weil wir ihn heute feiern, sagen wir mal nur Wunderbares und denken an die positiven Eigenschaften. Das Smarte, das Starke, das Schöne, das Charmante, das Feste, das Faszinierende.
Wenn sie rausgehen, die Männer, wenn sie in die Welt gehen, ihr Glück herausfordern, das Abenteuer suchen, sich opfern, bis zum Letzten kämpfen, um am Ende verschwitzt, dreckig und breit grinsend heimzukehren mit ihrer Story, die sie ein Leben lang in jeder Männerrunde neu und noch ausgeschmückter, pointierter bringen.
Ja, für mich sind es die Geschichten, die für mich den Mann ausmachen. Seine Lust, zu erzählen, die Vergangenheit zu heroisieren und sich selbst ab und an in ein positives Heldenlicht zu rücken. Ich gebe zu, es wird geflunkert. Und wahrlich übertrieben – aber das ist das Wesen der guten Story. YEPP! Ein Hoch auf uns Männer. Lasst uns tun, was getan werden muss und anschließend die Geschichten erzählen, die dabei entstanden sind. Natürlich bei einem Bier. So sind wir. Das ist das herrliche Klischee. Prost.
Mehr zum Thema Mann im fiftyfiftyblog (nach dem Motto, haben Sie auch schon Erdbeere probiert?)
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Hallo Jens,
ja, ein Hoch auf die Männer! Ohne sie, würde uns was fehlen!
LG
Annegret
Hi Annegret,
ja, was soll ich sagen. Kann ich nur erwidern – und endlich mal schnell antworten:) Das Hoch gebe ich gerne zurück.
Liebe Grüße
Jens
Vielen Dank!
Gerne:)
Lieber Jens,
Männer sind Menschen wie Frauen und damit vielfältig und ambivalent in allen Lebenslagen ;-)
Schöner Text, danke Dir.
Schönen Tag wünsch ich Dir!
LG, Danièle
Liebe Danièle,
da gebe ich dir absolut recht. Beide Geschlechter sind Menschen. Das bringt uns schon einmal auf eine Ebene. Doch hat es sich der liebe Gott nicht nehmen lassen, ein wenig Schwung auf die Erde zu bringen, indem er eine gewisse geschlechtliche Bipolarität ins Paradies gezaubert hat. Dass er das chirurgisch über Rippentransplantation angegangen ist, sei an dieser Stelle geschenkt – zeigt aber, dass es da von Anfang an ein gewisses Spannungsfeld gab und wohl auch gibt. Antagonisten/innen. Das ist ja generell gut. Ist ja einfach sehr, sehr oft, also eigentlich meistens bis fast immer (es gibt Ausnahmen), eine große Freude und Inspirationsquelle, das andere Geschlecht. Und dann ist da eben das Salz in der Suppe: Die köstliche Liebe. Diese kleine Verzückung, Versuchung. Hach. Frauen sind schon schön, äh toll, ach, ich schreibe mich wieder in Teufels Küche…
Viele, viele Grüße
Jens